Donnerstag, Oktober 3, 2024

Wiesenvogelschutz am Dümmer See

Wiesenvögel werden die auf Grünland brütenden Wat- und Wasservögel genannt. Wiesenvögel zählen in Deutschland zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten. Die Gründe für den Rückgang können so unterschiedlich sein wie die Arten der Wiesenvögel und ihr Brutverhalten selbst. Entsprechend unterschiedlich müssen auch die Schutzmaßnahmen zur Sicherung der Brutbestände dieser Wiesenvögel sein. Im Naturschutzzentrum am Dümmer laufen die  Fäden dafür zusammen, hier werden die Bestände der Wiesenvögel regelmäßig ausgewertet und die Schutzmaßnahmen koordiniert, nicht nur für das Naturschutzgebiet „Dümmer, Hohe Sieben und Ochsenmoor“, sondern für ganz Niedersachsen.

Watvögel, die Wiesenbrüter sind

Dazu zählen hier am Dümmer die Bekassinen, Große Brachvögel, Kampfläufer, Rotschenkel und die Uferschnepfe.

Bekassinen brüten allgemein auf Feuchtwiesen, in Hochmooren und Seggenrieden. Die Nester werden in lichter Vegetation angelegt in enger Nachbarschaft zu Gräben, Schlenken und schlammigen oder humusreichen Gewässerufern, wo die Bekassinen Insektenlarven und Würmer, ihrer Hauptnahrung finden können. Das Nest wird vom Bekassinen-Weibchen in einer niedrigen Mulde angelegt, die mit trockenem Pflanzenmaterial ausgepolstert wird. Auch das Brüten wird ausschließlich vom Weibchen übernommen.

Der Große Brachvogel brütet vor allem in weiten, gut überschaubaren Moorflächen, außerdem auf Feuchtwiesen und extensiv genutztem Grünland. Das Männchen legt mehrere Nester an – flache Mulden, die mit trockenem Moos und Gras ausgepolstert werden. Dann sucht sich das Weibchen eines dieser Nester zum Brüten aus.

Die frisch geschlüpften Küken werden in der ersten Zeit von beiden Eltern, später nur noch vom Brachvogel-Männchen geführt.

Kampfläufer sind vor allem für ihre ungewöhnlichen Balzrituale und ihr komplexes Paarungsverhalten bekannt. Die Weibchen der Kampfläufer pflegen ihre Nester unter der Bodenvegetation und dicht am Wasser anzulegen. Das Weibchen zieht  Gräser und Vegetation über dem Nest zu einer Haube zusammen, um es zu tarnen. Auch um das Brüten kümmern sich ausschließlich die Weibchen.

Auch Rotschenkel legen ihre Nester unter Pflanzen gut versteckt in einer Mulde an, die nur sparsam ausgekleidet wird. Das Gelege wird anschließend 4 Wochen lang abwechselnd von beiden Eltern bebrütet.

Interessant ist aber vor allem das Brutverhalten der Uferschnepfen. Bei ihnen kümmert sich ausschließlich das Männchen um den Nestbau.

Das Nest wird in dichtem Gras angelegt und trockenen Halmen etwas ausgepolstert. Beide Eltern wechseln beim Brüten ab. Währenddessen wächst da Gras rund um das Nest langsam höher. Dann wird es – ähnlich wie bei den Kampfläufern – über dem Nest zu einem Dach zusammengezogen, um das Nest zu tarnen und vor Nesträubern besser zu schützen. Die Nester der Uferschnäpfen werden oft in den Nachbarschaften zu brütenden Rotschenkeln und Kiebitzen angelegt und dann gemeinsam mit ihnen gegen Eindringlinge verteidigt. Durch geeignete Schutzmaßnahmen hat sich der bestand der Uferschnepfen am Dümmer innerhalb von 10 Jahren verdoppelt.

Wasservögel als Wiesenbrüter

Von den Enten zählen am Dümmer zu den Wiesenbrütern Knäkenten, Krickenten, Löffelenten, Reiherenten, Schnatterenten, Tafelenten, sowie die Brandgans und der Höckerschwan.

Knäkenten verhalten sich Brüten territorial und besetzen ein relativ großes Brutrevier. Sie brüten auf trockenen Plätzen umgeben von Sumpf oder an einem dicht bewachsenen Ufer. Die Nestmulde wird mit Schnabel und Brust in den Boden gedrückt und mit Gras und Daunen gepolstert. Nur das Weibchen brütet.

Krickente Brutplatz liegt gut versteckt und weit entfernt vom Gewässer, mit Halmen ausgelegte Mulme

Löffelenten brüten an versumpften Gewässern mit eingeschobenen Schilfinseln oder in Verstecken unter Büschen. mit Wiesen und Büschen. Das Weibchen legt das Nest an und übernimmt auch das Brüten des Geleges allein.

Reiherenten-Weibchen legen ihre Nester auf Inselchen nah am Wasser an aber auch auf Moorgras an. Dazu trägt das Weibchen einen Haufen Wasserpflanzen als Nistmaterial zusammen oder legt eine Mulde unter Büschen gut versteckt an. Auch die Brut widr allein vom Weibchen übernommen.

Schnatterenten bauen ein unordentliches, flaches Nest, und füttern es mit Daunen und allem, was das Weibchen im Sitzen vom Nest aus erreichen kann. Der Brutplatz liegt versteckt auf festem Boden in Gewässernähe.

Tafelenten brüten in einem Schilfgürtel Schwimmnest oder auf einer dicht bewachsenen Insel. Selten wird das Nest auch weit entfernt von einem Gewässer angelegt. Der Nistplatz wird vom Weibchen ausgesucht, es übernimmt auch den Bau des Nestes und brütet das Gelege aus.

Interessant ist das Brutverhalten der Brandgans. Sie brütet in  Kaninchenhöhlen, manchmal in einer verlassenen Fuchshöhle.

Landvögel als Wiesenbrüter

Die artenreichste Gruppe stellen am Dümmer die Hühnervögel mit 3 Arten: Rebhühner, Wachteln und Wachtelkönige, auch Wiesenrallen genannt. Außerdem sind am Dümmer als typische Weisenbrüter Kiebitze und  Wiesenpieper vertreten. Der Alpenstrandläufer hält sich hier nur als Gast auf und brütet am Dümmer nicht.

Das Rebhuhn legt eine am Boden versteckte Nestmulde. Beim Brüten bleibt das Rebhuhn, auch wenn Gefahr droht, immer auf dem Nest und duckt sich fest an das Gelege. Deshalb fallen immer wieder Rebhühner dem Kreiselmäher zum Opfer.

Wachteln legen in Wiesen eine Brutmulde, die mit Gras-Halmen ausgelegt wird. In den Brutpausen wird das Nest zugedeckt.

Auch Wachtelkönige (Wiesenrallen) legen ihre Nester auf Wiesen meist unter Büschen an. Die Nestmulde wird mit den Füßen ausgescharrt und dann mit Halmen ausgelegt.

Kiebitze bilden zum Brüten große, lockere Kolonien . Wobei der Abstand zwischen den einzelnen Nestern 50m betragen kann. Werden sie gestört, dann sie sich vom Nest fort, um Fressfeinde abzulenken und das Nest mit den tarnfarbenen Eiern zu schützen.

Wiesenpieper brüten auf Feuchtwiesen, Weiden und in Mooren. Das Nest aus Halmen und Moos, mit Haaren ausgepolstert, wird vom Weibchen angelegt, welches auch das Gelege bebrütet.

Schutzmaßnahmen für die Wiesenvögel am Dümmer

Dazu wurden die Wiesen, Grünland und Feuchtgebiete rund um den Dümmer bereits vor vielen Jahren von den Landwirten fast vollständig aufgekauft, vernässt und geeignete Brutreviere für die Wiesenvögel hergerichtet und ausgewiesene Ruhezonen für Besucher während der Brutsaison zum Beispiel durch geschlossene Gatter an den Zugängen gesperrt. Zur Bestandsentwicklung vieler Wiesenvogelarten trug auch die Renaturierung der Hochmoore in der Diepholzer Moorniederung bei. Allein im Neustädter und im Rehdener Moor brüten inzwischen ca. 95 Brutvogelarten regelmäßig, darunter auch viele Wiesenvögel. Auf den vernässten und feuchten Flächen im Gebiet Ochsenmoor brüten vor allem Kiebitze, Bekassinen und Uferschnepfen, ferner Rotschenkel und Wiesenpiper.

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